Die Cannabinoide wie Cannabidiol (CBD) gelten als die wichtigsten Inhaltsstoffe der Hanfpflanze. Den weiteren Bestandteilen wird oftmals nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei machen diese Hanf erst zu einer nährstoffreichen Superpflanze. Was alles in der Hanfpflanze drin steckt und welches Potenzial die Inhaltsstoffe besitzen, erklärt der folgende Artikel.

Inhaltsstoffe der Hanfpflanze

Kaum eine andere Pflanze ist so universell nutzbar wie die Hanfpflanze, weil sie eine Vielzahl von Anwendungen in verschiedenen Bereichen bietet, darunter Lebensmittel, Medizin, Textilien, Baustoffe und mehr. Ernährungsphysiologisch sind vor allem die verschiedenen Inhaltsstoffe interessant.

Cannabinoidsäuren und ihre potenziellen Vorteile

Streng genommen bildet die Hanfpflanze keine Cannabinoide wie Cannabidiol (CBD) oder Tetrahydrocannabinol (THC), sondern vielmehr Cannabinoidsäuren (Carboxylsäuren) – die inaktive Form von Cannabinoiden. Erst bei einem chemischen Zerfallsprozess (Decarboxylierung) spaltet sich ein Molekül ab und aus den Cannabinoidsäuren werden Cannabinoide.

Bislang befindet sich die Studienlage zu den Cannabinoidsäuren und ihren potenziellen gesundheitlichen Vorteilen noch in den Kinderschuhen. Bekannt ist aber, dass Cannabinoidsäuren und Cannabinoide nicht die gleichen Effekte auslösen. Beispielsweise entfaltet die Tetrahydrocannabinoidsäure (THCA) keine berauschende Wirkung, weshalb Hanf also durchaus roh verzehrt werden kann.

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Der Mediziner und Forscher Dr. Williman Courtney aus Kalifornien beschäftigt sich seit Langem mit der Wirkung von Cannabinoidsäure. Seine Frau trank täglich einen aus den Hanfblüten und -knospen gepressten Saft[1]. Laut eigenen Angaben verbesserte sich ihr Wohlbefinden, wobei die Effekte mit Verzögerungen auftraten. Dies führt Courtney darauf zurück, dass die Cannabinoidsäuren wie die Cannabidiolsäure (CBDA) im Fettgewebe gespeichert werden und das Fettgewebe erst in vier bis acht Wochen vollständig gesättigt ist. Erst dann sei mit einem Effekt zu rechnen, laut Courtney.

Darüber hinaus weist Courtney darauf hin, dass roher Hanf auch ernährungsphysiologische Vorteile bieten könnte, da die Pflanze unter anderem Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe, Antioxidantien sowie gesunde Fettsäuren enthalte.

Terpene – weit mehr als nur Duftstoffe

Terpene sind sekundäre Pflanzenstoffe, die nahezu jede Pflanze bildet. Diese „Duftstoffe“ sollen unter anderem Insekten zur Bestäubung anlocken oder Schädlinge abwehren. Allein die Hanfpflanze kann mehr als 150 Terpene produzieren. Die meisten Terpene befinden sich im Harz, den Blüten sowie in den feinen Blättern um die Blüten (Trim).

Wenn es um die Effekte von Hanf geht, fällt häufig der Begriff Entourage-Effekt. Dieser stammt aus der Cannabis-Forschung und besagt, dass Cannabinoide, Terpene und Flavonoide synergetisch wirken und eine bessere Wirkung erzielen können als eine Einzelsubstanz.

Jede Hanfsorte besitzt ein individuelles Terpenenprofil. Dabei können Terpene weit mehr als nur für das Aroma sorgen. Allein, aber vor allem in Verbindung mit den Cannabinoiden, können sie positive Vorteile für das Wohlbefinden haben. Am häufigsten kommen im Hanf die folgenden Terpene vor:

  • Myrcen
  • Limonen
  • Alpha-Pinen
  • Beta-Caryophyllen
  • Linalool

Flavonoide – weit mehr als nur Farbgeber

Flavonoide sind genau wie Terpene sekundäre Pflanzenstoffe, die vor allem für die Farbgebung der Pflanzen zuständig sind. Bekannt sind derzeit rund 8.000 verschiedene Flavonoide. Dabei kommen die Flavonoide Cannaflavin A und B fast nur in der Hanfpflanze vor. Genauer gesagt handelt es sich um Flavone, eine Untergruppe der Flavonoide.

Weitere interessante Flavonoide sind die Catechine, die häufig in Verbindung mit grünem Tee erwähnt werden. Diese farblosen Flavanole, die zu einer Untergruppe der Flavonoide gehören, sollen vor allem antioxidative Eigenschaften besitzen.[2] Auch Kaempferol ist ein bekanntes Flavonoid, das auch als Phytoöstrogen bezeichnet wird, dessen östrogener Effekt auf die postmenopausale Osteoporose untersucht wird.[3] Außerdem werden Kaempferol positive Effekte für das Wohlbefinden zugeschrieben.[4][5]

Alkaloide – chemische Verbindungen mit wichtigen Aufgaben

Es gibt zahlreiche verschiedene Alkaloidtypen, die von Pflanzen aus den unterschiedlichsten Gründen gebildet werden, wie zum Beispiel als Verteidigungsstrategie gegen Fressfeinde, zum Anlocken von Bestäubern oder für die Interaktion mit Mikroorganismen.

Auch in der Hanfpflanze, vor allem in den Blättern, Pollen, Samen, Stängeln und in der Wurzel wurden Spuren von Alkaloiden nachgewiesen, wie zum Beispiel Piperidin und Pyrrolidin. Letztgenanntes Alkaloid ist ein häufiger Bestandteil von verschiedenen Arzneimitteln.

Weitere in der Hanfpflanze vorkommende Alkaloide sind Cholin und Atropin, allerdings nur in geringen Mengen. Streng genommen ist Cholin kein Alkaloid, besitzt jedoch ähnliche Funktionen von Alkaloiden. Vielmehr gehört diese Verbindung zu der Gruppe der B-Vitamine.

Atropin ist ein Alkaloid, das in verschiedenen Pflanzen der Gattung Atropa, darunter die Tollkirsche (Atropa belladonna), vorkommt. Es hat anticholinerge Eigenschaften, was bedeutet, dass es die Wirkung des Botenstoffes Acetylcholin blockieren kann. In der Medizin wird Atropin eingesetzt, um bestimmte Effekte des Parasympathikus (Teil des autonomen Nervensystems) zu hemmen, beispielsweise bei Vergiftungen oder zur Erweiterung der Pupillen.

Vitalstoffe im Hanf

Die Blätter der Hanfpflanze werden bislang kaum genutzt, allenfalls für Teemischungen oder für die Herstellung von Hanfbier. Dabei sind die Hanfblätter hervorragende Lieferanten von Vitalstoffen, insbesondere von Kalzium, Magnesium und Eisen. Daneben sind sie auch reich an Antioxidantien wie Vitamin E und Carotinoiden.

Aber nicht nur die Blätter der Hanfpflanze werden oftmals als Superfood bezeichnet, sondern auch die Samen der Pflanze. Neben den Mineralstoffen wie Magnesium, Kalium, Eisen und Zink enthalten sie auch verschiedene Vitamine und sind gute Eiweißlieferanten.

Eine Besonderheit ist, dass die Hanfsamen einen überdurchschnittlich hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren enthalten. Insbesondere die Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure und die Omega-6-Fettsäure Gamma-Linolensäure gelten als äußerst gesund. Der Körper kann diese nicht selbst bilden, weshalb sie über die Nahrung, etwa in Form von Hanföl, zugeführt werden müssen.

Ausschlaggebend ist das Verhältnis der ungesättigten Fettsäuren. Die Hanfsamen weisen ein Verhältnis von 3 zu 1 (Omega 6 zu Omega 3) auf, was für den Körper als ideal gilt. Zum Vergleich: Sonnenblumenöl hat ein Verhältnis von 120 zu 1 (Omega 6 zu Omega 3).

Fazit zum Allroundtalent Hanf

Die Hanfpflanze erweist sich als äußerst vielseitig und nährstoffreich, wobei sie weit mehr als nur Cannabinoide zu bieten hat. Gemeinsam mit den weiteren Bestandteilen wie Terpenen und Flavonoiden sowie Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und gesunden Fettsäuren gehört der Hanf längst zu den heimischen Superfoods. Alle Inhaltsstoffe interagieren auf komplexe Weise miteinander und viele Wirkmechanismen sind noch nicht erforscht. Die bisherigen Erkenntnisse deuten jedoch auf ein großes Potenzial für das Wohlbefinden hin.

Quellen und Studien

[1] Alchimia, Dr. Courtney´s raw cannabis juice, Download vom 14.08.2023 von [Quelle]

[2] Miyazawa T. Absorption, metabolism and antioxidative effects of tea catechin in humans. Biofactors. 2000;13(1-4):55-9, Download vom 14.08.2023 von [Quelle]

[3] Guo AJ, Choi RC, Zheng KY et. al,Kaempferol as a flavonoid induces osteoblastic differentiation via estrogen receptor signaling. Chin Med. 2012 Apr 30;7:10, Download vom 14.08.2023 von [Quelle]

[4] Devi KP, Malar DS, Nabavi SF, Sureda A, Xiao J, Nabavi SM, Daglia M. Kaempferol and inflammation: From chemistry to medicine. Pharmacol Res. 2015 Sep;99:1-10, Download vom 14.08.2023 von [Quelle]

[5] Periferakis A, Periferakis K, Badarau IA, et. al, Kaempferol: Antimicrobial Properties, Sources, Clinical, and Traditional Applications. Int J Mol Sci. 2022 Nov 30;23(23):15054, Download vom 14.08.2023 von [Quelle]