Ob als Medizin, Nahrungsmittel oder Rohstoff – der Hanf ist eine der ältesten und vielfältigsten Kulturpflanzen der Erde. Kaum eine andere Pflanze hat so eine bewegende und spannende Geschichte wie der Hanf. Einst begehrt und später verrufen – die wichtigsten Eckdaten und Ereignisse führt der folgende Artikel aus.

Reise in die Vergangenheit: Die Geschichte der Hanfpflanze

Als Rohstoffpflanze spielte die Hanfpflanze (Cannabis sativa) in zahlreichen Hochkulturen eine bedeutende Rolle. Vor über 12.000 Jahren wurde Hanf bereits in China und in Persien vielseitig genutzt.[1] Dabei dienten die Hanfsamen als Nahrung und aus den Fasern wurde Kleidung hergestellt. In China wurde aus Hanf sogar Papier gemacht. Im alten Ägypten und in der Zeit der Römer*innen blühte der Hanfanbau weiter auf. Aus den Hanffasern wurden dann auch Seile und Segeltücher hergestellt.

Wissenswert: Das Potenzial der Hanfpflanze für das Wohlbefinden wurde ebenfalls früh entdeckt. Überlieferungen zufolge soll der chinesische Urkaiser Shennong, der Pflanzen auf ihre medizinischen Eigenschaften untersuchte, in seinem Buch „Shennong Bencaojing“ bereits Hanf erwähnt haben. Dieses verfasste er zwischen 300 und 200 nach Christus und schrieb, dass das Harz der Hanfblüte bei unterschiedlichen Thematiken förderlich sein solle.

Entdeckung des Hanfs als natürliche Alternative

In der hinduistischen Schrift „Atharvaveda“, die etwa 2000 vor Christus entstand, finden sich Zauberformeln und Hymnen, in denen Hanf als Opfergabe für den Gott Shiva erwähnt wird. Auch zu Meditationszwecken wurde Hanf eingesetzt, wobei hier die berauschende Wirkung vom enthaltenen THC eine bedeutende Rolle spielte.

Hanf wurde in der ayurvedischen Schrift „Rajavallabha“ als „elixir vitae“ beschrieben, das Energie und Lebensfreude spendet sowie die geistigen Kräfte aktiviert. Von Indien gelangte das Wissen über die potenziellen Wirkungen von Hanf ins alte Persien sowie ins Assyrische Reich. Dabei war das Räuchern von Hanf besonders bei den Assyrern beliebt.

Der Weg des Hanfs führte dann in den mittleren Osten und zu den Skythen (Reiternomadenvölker). Herodot, ein griechischer Geschichtsschreiber, berichtet in seinen Schriften, dass die Skythen Hanf bei Beerdigungszeremonien inhalierten, damit die Seele des Verstorbenen ins Jenseits gelangen konnte.

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Hanf verbreitete sich in der Welt

Der italienische Seefahrer Christoph Kolumbus entdeckte im Jahr 1492 Amerika. Dabei bestanden das Tauwerk sowie die Segeltuche seines Schiffes bereits aus Hanf und er verbreitete sich über die Kontinente. Im 15. Jahrhundert war der Hanf eine der wichtigsten Nutzpflanzen in Europa und Nordamerika. Einige Länder erließen sogar Gesetze, die den Anbau von Hanf vorschrieben.

Im 17. Jahrhundert wurden in Nordamerika Gesetze verabschiedet, die Hanf als legale Währung für Steuern akzeptierten. Sowohl der erste als auch der zweite Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, George Washington und Thomas Jefferson, ließen Hanf auf ihren Farmen anbauen. Die erste amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurde im Jahr 1776 auf Hanfpapier geschrieben.

Darüber hinaus war der Hanf lange Zeit ein wichtiger Exportartikel für die amerikanischen Kolonien, der sogar als Tauschwährung zwischen Kolonien diente. Mancherorts kam es zu einem großen Hanfverbrauch und der vielseitig eingesetzte Rohstoff wurde knapp, sodass beispielsweise in der Kolonie Virginia gegen Landwirte Strafen verhängt wurden, wenn sie keinen Hanf anbauten.

Hanf in Europa

Im Mittelalter praktizierten Nonnen und Mönche die Klostermedizin. Hildegard von Bingen, eine Nonne der Benediktiner und Dichterin, schrieb in der Schrift „Physica – Liber simplicis medicinae“ über die Vorteile der Hanfpflanze. 

Erwähnung fand Hanf auch in den Schriften „De Historia Stirpium“ von dem Botaniker Leonhart Fuchs aus dem Jahr 1542 und „The Botanical Theatre of Plants“ von dem englischen Botaniker und Apotheker John Parkinson aus dem Jahr 1640.

Hanf wird vom Markt gedrängt

Mit der Industrialisierung nahm die Hanfnutzung ab. Während die Hanfverarbeitung weiterhin Handarbeit war, konnten Rohstoffe wie Baumwolle maschinell geerntet und verarbeitet werden. Günstig produzierte Jute-Fasern wurden aus Indien importiert, und auch in der Papierindustrie wurde Hanf ersetzt, und zwar mit massenhaft Holz, das damals kostenlos verfügbar war.

Marihuana Tax Act – das erste Hanfverbot

Beschleunigt wurde der Niedergang des Hanfs durch den berühmten Marihuana Tax Act von 1937, ein Gesetz in den Vereinigten Staaten, welches die Regulierung und Besteuerung von Hanf auf Bundesebene etablierte. Es wurde am 2. August 1937 verabschiedet, trat am 1. Oktober 1937 in Kraft und beinhaltete die folgenden Hauptpunkte:

  • Besteuerung und Regulierung: Das Gesetz verlangte, dass Personen, die Hanf anbauten, verteilten oder besaßen, eine Bundessteuermarke erwerben und anbringen mussten. Diese Steuermarken waren jedoch äußerst schwer zu erhalten und wurden in der Praxis oft verweigert. Das führte de facto zu einem Verbot von Hanf.
  • Strafen: Das Gesetz legte auch Strafen für die Nichteinhaltung der Steuervorschriften fest. Personen, die gegen das Gesetz verstießen, konnten mit hohen Geldstrafen und Gefängnisstrafen belegt werden.
  • Medizinische Verwendung: Das Gesetz enthielt eine Ausnahme für die medizinische Verwendung von Hanf, vorausgesetzt, die entsprechenden Steuern und Vorschriften wurden eingehalten. Dieser Teil des Gesetzes ermöglichte weiterhin die Verschreibung durch Ärzt*innen.

Der Marihuana Tax Act von 1937 war ein bedeutender Schritt in Richtung der Kriminalisierung von Hanf in den USA. Damit wurde der erste Grundstein für spätere Gesetze gelegt, die den Einsatz und den Besitz von Hanf weiter einschränkten.

Zurücknahme des Hanfverbots im Zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg waren die Rohstoffmärkte bedroht, sodass das Hanfverbot zunächst zurückgenommen wurde. Damit konnten die Armeen mit Hanfkleidung ausgestattet werden. In den USA wurde der Hanfanbau sogar wieder propagiert. So wurde den Farmen der Film „Hemp for Victory“ („Hanf für den Sieg“) vorgespielt.

Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland wurde der Anbau von Hanf zu Kriegszwecken gefördert. Um den Hanfanbau zu bewerben, gab es „Die lustige Hanffibel“. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Hype um den Hanf jedoch endgültig vorbei. In den Jahrzehnten danach gab es eine wachsende öffentliche Debatte über Hanf, und schließlich führte dies zum Einheitsabkommen der Vereinten Nationen über Betäubungsmittel (Single Convention on Narcotic Drugs) im Jahr 1961. Dieses Abkommen war das endgültige Aus der Hanfpflanze.

Wiederentdeckung der Hanfpflanze

Ab den 1990er Jahren rückte die Hanfpflanze in Europa wieder mehr ins Rampenlicht. Seit dem Jahr 1995 darf Nutzhanf wieder in Europa angebaut werden. Aus den Hanffasern werden nun Hanf Isolier- und Dämmstoffe gewonnen. Außerdem ist Hanf die Basis für diverse Hanfpapier- und Textilprodukte. Automobilkonzerne nutzen die elastischen und reißfesten Fasern zudem zur Herstellung von Autoinnenverkleidungen. Auch die Lebensmittelindustrie nimmt Hanfprodukte, wie zum Beispiel Hanföl oder Hanfsamen, wieder auf.

Die potenziellen Eigenschaften des Hanfs für das Wohlbefinden wurden zunehmend interessanter. Zu verdanken ist dies vor allem dem israelischen Cannabis-Forscher Raphael Mechoulam, der mit seinem Forschungsteam im Jahr 1992 das Endocannabinoid-System entdeckte.[2]

In den darauffolgenden Jahren wurden die Inhaltsstoffe der Hanfpflanze, insbesondere der Cannabinoide Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), intensiver erforscht und dank der vielversprechenden Forschungsergebnisse wurde Cannabis als Medizin in vielen Ländern verschreibungsfähig.

All dies führte zu einer Rückbesinnung auf die Kulturgeschichte der Hanfpflanze, sodass Hanfprodukte wieder an Beliebtheit gewannen. Gleichzeitig stieg die Nachfrage nach CBD, dem nicht berauschend wirkenden Cannabinoid aus der Hanfpflanze, aufgrund der potenziellen positiven Eigenschaften auf das Wohlbefinden stetig an. Nicht-verschreibungspflichtige CBD-Produkte wie CBD-Öl, produziert aus Nutzhanf, haben sich bereits auf dem Markt etabliert und werden von vielen Menschen als natürliche Ergänzung genutzt.

Fazit

Kaum eine andere Pflanze hat eine solch lange und umfangreiche Geschichte wie die Hanfpflanze. Historisch gesehen wurde Hanf in verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt für medizinische, industrielle und religiöse Zwecke verwendet. Seit vielen Jahren erlebt die Hanfpflanze ein großes Comeback und wird für verschiedene Zwecke genutzt, wie zum Beispiel zur Herstellung von Fasern, Lebensmitteln, Tierfutter, Papier, Textilien und Baustoffen.

Dabei gilt der Hanf als besonders umweltfreundliche Pflanze, da sie wenig Wasser und keine Pestizide/Herbizide benötigt. Hanf enthält eine Vielzahl von Cannabinoiden, darunter Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC). Vor allem das Cannabinoid CBD hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da ihm verschiedene potenzielle Vorteile für das Wohlbefinden zugeschrieben werden, ohne die berauschenden Wirkungen von THC. Inzwischen werden aus Hanf hergestellte Produkte, wie CBD Öl, sehr häufig aufgrund ihrer möglichen Vorteile für das Wohlbefinden verwendet.

Quellen und Studien

[1] Ren G, Zhang X, Li Y, Ridout K et. al, Large-scale whole-genome resequencing unravels the domestication history of Cannabis sativa. Sci Adv. 2021 Jul 16;7(29):eabg2286, Download vom 22. September 2023, von [Quelle]

[2] Crocq MA. History of cannabis and the endocannabinoid system
. Dialogues Clin Neurosci. 2020 Sep;22(3):223-228, Download vom 22. September 2023, von [Quelle]

[3] Robert C. Clarke & Mark D. Merlin: Cannabis. Evolution and Ethnobotany. University of California Press, Berkeley and Los Angeles 2013. ISBN 978-0-520-27048-0.

[4] Roger G. Pertwee (Hrsg.): Handbook of Cannabis. Oxford University Press, 2014. ISBN 978-0-19-966268-5

[5] Barbara Ann Chobocky, Michael Cordell: The Billion Dollar Crop Dokumentation, en. DVD: ISBN 1-59458-321-8

[6] Wayne Hall, Rosalie Liccardo Pacula: Cannabis Use and Dependence: Public Health and Public Policy, Cambridge University Press 2003, ISBN 978-0-521-80024-2